Jörgs Arbeitsnotizen


Auf dem Weg zur Weltherrschaft

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Dem regelmäßigen Leser wird nicht entgangen sein, daß mich Winers Experimente mit der World Outline faszinieren. Allerdings ist die von ihm genutzte Software, der OPML Editor, so etwas von nostalgisch, daß sie — bei aller Liebe zu meinen Wurzeln — nicht ernsthaft in meinen eigenen Erwägungen in Betracht gezogen wird (alleine die Crux mit den deutschen Umlauten ist eine Qual, von UTF-8 ganz zu schweigen). Hinzu kommt, daß ich das Schreiben in Markdown mittlerweile so lieben und schätzen gelernt habe, daß ich einen Outliner (und damit auch OPML) kaum mehr vermisse. Und so reifte in mir die Idee, statt einer World Outline ein World Markdown zu entwickeln und damit die Weltherrschaft zu erringen einen Weg aus den Datensilos dieser Welt zu finden.

Als ersten Schritt habe ich angefangen, einen frühen Prototypen mit Markdown und RubyFrontier zu entwickeln. Das Ergebnis (es ist bisher »nur« die Arbeit eines Nachmittages) könnt Ihr hier begutachten, es wird noch ständig weiterentwickelt werden, bis es — mit einigen Auslassungen und Ergänzungen — Winers World Outline gleicht. Die (statischen) Seiten habe ich auf Amazons S3 hochgeladen, aber es sind statische Seiten, man kann sie hinpacken, wo man will (und man hat immer noch ein Backup auf seinem Desktop). Damit will ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn gleichzeitig probiere ich so aus, wie ich mit RubyFrontier ein statisches Weblog zusammengebastelt bekomme.

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Der nächste Schritt wäre, nur noch die Markdown-Dateien als statische Dateien bei einem Hoster der Wahl abzulegen und dann mit einem Server, der auch bei einem anderen ISP liegen kann, diese als HTML-Seiten herausschreiben zu lassen. Ich dachte ursprünglich an web2py auf Amazons EC2, aber falls ich nicht irgendetwas übersehen habe, kostet die günstigste, durchlaufende Server-Instanz trotz allem noch ca. 90 US-$ im Monat. Daher wird der Prototyp wohl erst einmal eine Google App Engine Anwendung werden. Die ist (noch!) kostenlos.

Ziel ist nicht nur, mich aus der Abhängigkeit von RubyFrontier und TextMate zu befreien (Markdown-Dateien können mit jedem Editor auf jedem Betriebssystem geschrieben werden), sondern ich denke auch an die Möglichkeit, Markdown-Dateien von verschiedenen Anwendern aggregieren zu können. Jeder, der die Erlaubnis von mir bekommen hat, kann seine Markdown-Dateien in mein S3-Bucket, in meine Dropbox, in meinem GitHub-Repository oder wohin auch immer schieben und mein Server veröffentlicht diese. Umgekehrt verteile ich meine Markdown-Dateien auch an meine »Freunde«. Das wäre dann tatsächlich so etwas wie ein einfaches P2P Social Network und kein Fratzebuch-Datensilo mehr. Denn die Daten bleiben beim Nutzer. Er schreibt und hat sie weiterhin auf seinem Rechner, lediglich Kopien davon vagabundieren im Netz.


Erstveröffentlichung: Der Schockwellenreiter vom 21. Juli 2012

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